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O+P Fluidtechnik 5/2016

O+P Fluidtechnik 5/2016

INDUSTRIE 4.0 NORMEN

INDUSTRIE 4.0 NORMEN ODER NORMEN LASSEN MENSCHEN UND MÄRKTE Steffen Haack Industrie 4.0 ist seit drei Jahren das führende Thema in der Industrie und auch die Fluidtechnik muss sich dieser Entwicklung stellen. Sie als Hype abzutun, ist keine Alternative. Autoren: Dr. Steffen Haack, Mitglied des Vorstands mit Zuständigkeit für die Business Unit Industrial Applications und Koordination Vertrieb der Bosch Rexroth AG WARUM? Die Fluidtechnik ist eine der wesentlichen etablierten Technologien und aus dem industriellen Umfeld sowie den spezifischen Branchenanforderungen nicht wegzudenken. Ein problemloses „Mitspielen“ bei der Vernetzung der physikalischen und digitalen Welt würde die Stellung der Fluidtechnik aufgrund ihrer Technologievorteile eher stärken als ihr schaden. DIE AKTUELLE SITUATION Fakt ist, aktuell werden in den verschiedensten „Industrie 4.0“ Normungsgremien und Branchenverbänden weltweit technologieüberreifend wichtige Entscheidungen zur Standardisierung getrof- 22 O+P – Ölhydraulik und Pneumatik 5/2016

INDUSTRIE 4.0 fen. Folgt man den Entwicklungen im Markt, ergibt sich ein klares Bild: wer sich in Zukunft bei der Vernetzung querstellt oder stur an proprietären Lösungen festhält, wird sich in einer modernen vernetzten Welt schwer tun und hat langfristig das Nachsehen. Normung ist für die Fluidtechnik nichts Neues. Die ersten standardisierten Bohrbilder (z.B. DIN 24340) für eine problemlose Montage und zur Erreichung einer hohen Dichtheit von Ventilen, entstanden bereits in den 60er Jahren. Auch damals gab es Vorbehalte einzelner Hersteller aus Furcht vor Austauschbarkeit und fehlender Differenzierung gegenüber dem Wettbewerber. Heute wissen wir: Die Normungs- und Standardisierungsaktivitäten zu mechanischen wie elektrischen Schnittstellen waren ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Gleichermaßen für Hersteller wie Anwender. Die aktuellen Realisierungsansätze für I4.0-Lösungen verändern die bisherige Welt hinsichtlich der mechanischen und elektrischen Normung gewaltig. Die Fluidtechnik muss die Chance ergreifen, auf die Standardisierungsaktivitäten direkt Einfluss zu nehmen. Sie muss mit der elektrischen Automatisierungstechnik gleichziehen, deren bisherige Standards soweit anwendbar übernehmen und das Thema aktiv gestalten. Für uns als Hydrauliker ist es definitiv keine Alternative, I4.0 als gehypten Zeitgeist oder vorübergehende Zeiterscheinung einzustufen. WO STEHEN WIR GEGENWÄRTIG? Der Normungs-Zug fährt mit relativ hohem Tempo. Zur erfolgreichen Umsetzung von I4.0 Merkmalen in der Praxis sind technische Voraussetzungen in den Produkten und Maschinen notwendig, die sich aus den „Umsetzungsempfehlungen Industrie 4.0“ ableiten lassen. Eines der Kernelemente darin ist das neue Referenzarchitekturmodell RAMI4.0. RAMI4.0 ist eine Art 3D-Modell für I4.0 - Lösungen und gibt eine Orientierung auf die national und international zu regelnden Anforderungen von Anwenderindustrien, von der Fertigungsautomatisierung über den Maschinenbau bis zur Verfahrenstechnik. Darin werden die Architektur, der Produktlebenszyklus (nach IEC62890) und die Hierarchie (nach IEC 62264) so definiert, dass alle notwendigen Normen und Standards klar beschrieben werden können und Dopplungen vermieden werden. Diese Arbeit ist eine wichtige Grundlage zur digitalen Erfassung und Beschreibung von allen Produkten und Maschinen. Das gilt daher nicht nur für die elektrische Steuerungs- und Antriebstechnik, sondern auch für alle Produkte der Fluidtechnik, unabhängig davon, ob sie über eigene Intelligenz verfügen (z.B. Regelventil mit On-Board Elektronik) oder eben nicht (z.B. Filter- Ersatzelement). WAS IST NUN KONKRET ZU ERARBEITEN? Für die Umsetzung von I4.0 brauchen wir als Hydraulikhersteller herstellerübergreifende Lösungen und Festlegungen. Diese müssen dabei, je nach Geräteintelligenz, angemessen beschrieben und umgesetzt werden. Ob diese in harten Normen oder in Standards verankert sind, ist dabei nicht entscheidend. Wichtig sind möglichst offene Standards, die für alle Hersteller gleichermaßen gelten. Die wichtigsten zu regelnden Themen sind: n Identifizierung: Notwendigkeit einer weltweit eindeutigen und herstellerübergreifenden Identifikation. Aktuell wurden zwei Identifizierungen festgelegt, nach ISO 29005-2 oder URI. n Semantik: Festlegung von Vokabeln und Syntax. Aktuell werden hier die ersten Merkmale (Vokabeln) festgelegt, Ansätze bieten z.B. ecl@ss nach IEC 61360. n Kommunikation: Einigung auf Vorzugskommunikation. OPC-UA wurde als einer der Kommunikationsstandards festgelegt, damit können dann Dienste und Services in einer Service Orientierten Architektur festgelegt werden. GREMIENÜBERSICHT 01 Gremienübersicht und ihre Bewertung nach Einschätzung von Bosch Rexroth O+P – Ölhydraulik und Pneumatik 5/2016 23

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