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O+P Fluidtechnik 5/2016

O+P Fluidtechnik 5/2016

INTERVIEW WIR WOLLEN

INTERVIEW WIR WOLLEN UNSERE MITARBEITER FÜR UNSERE PROJEKTE FASZINIEREN Ingrid Hunger im Gespräch mit Michael Pfister von der O+P-Redaktion MENSCHEN UND MÄRKTE Hunger Hydraulik kommt immer dort ins Spiel, wo Hydraulik „von der Stange“ den Anforderungen nicht mehr genügt. Ingrid Hunger ist bereits seit über dreißig Jahren in der Geschäftsleitung der Hunger Hydraulik Gruppe tätig. O+P sprach mit Ihr über die außergewöhnlichsten Projekte des Familienunternehmens und die besonderen Herausforderungen, die diese mit sich bringen. BIG PICTURE Lesen Sie hier mehr über den größten bisher im Werk Lohr gefertigten Hydraulikzylinder. http://bit.ly/OUP1215p06 26 O+P – Ölhydraulik und Pneumatik 5/2016

VOR ORT WAS MACHT SIE ALS HERSTELLER VON SONDERZYLINDERN AUS? Wofür steht Hunger Hydraulik? Hunger Hydraulik baut vor allem Groß- und Sonderzylinder sowie komplette hydraulische Anlagen, die u.a. auf Bohrschiffen der Offshore-Industrie, in Aluminiumgießereien, Stahlwalzwerken, im Pressen-, Brücken- und Stahlwasserbau, zum Einsatz kommen – eben überall dort, wo große Kräfte beherrscht werden müssen. Unsere Hydraulik-Zylinder und hydraulischen Anlagen müssen auch widrigen Umweltbedingungen standhalten und gleichzeitig riesige Kräfte aufbringen. Hierfür geeignete Lösungen zu finden, ist unser Geschäft. Ein konkretes Beispiel wären z. B. Großzylinder für sogenannte Piling Barges. Dabei handelt es sich um Schiffe, die Landestege für Großraumschiffe anlegen, welche zu groß sind, um im Hafen zu ankern. Diese Schiffe rammen z.B. vor China bis zu 100 m lange Betonpfeiler in den Meeresgrund. Dort sind riesige Kräfte von Nöten und somit auch große und leistungsstarke Zylinder. Gibt es in diesem speziellen Markt viele Wettbewerber? In diesem konkreten Fall haben wir so gut wie keine Wettbewerber. Es ist hier sogar so, dass wir den Folgeauftrag bekommen haben, obwohl dieser eigentlich nach China gehen sollte. Die lokalen Firmen haben es jedoch nicht geschafft, Zylinder in unserer Qualität und Funktion zu liefern, so dass das Montageschiff mit den Wettbewerbszylindern über ein Jahr stillstand. Obwohl aufgrund der Globalisierung die Wettbewerber zunehmen und der Preisdruck größer wird, gibt es weitere Bereiche, in denen wir Marktführer sind, wie z.B. bei Gießzylindern für Aluminiumgießanlagen. Was ist das besondere an Ihren Zylindern? Unsere Zylinder zeichnen sich durch unser Fertigungs-Know-how und die damit einhergehende hohe Qualität aus. Zudem haben wir den Vorteil, dass am Würzburger Standort der Aggregatebau beheimatet ist. Somit sind wir in der Lage, die Zylinder und die Steuerung zu kombinieren, und dem Kunden eine komplette Anlage zu liefern: von der Elektrik über das Aggregat bis zum Hydraulikzylinder. Die hohe Qualität zieht sich dabei vom Auftragseingang bis zur Auslieferung. Welches ist momentan das außergewöhnlichste Hunger-Projekt? Wir arbeiten im Moment für die NASA, das ist natürlich etwas ganz besonderes. Wir lieferten 22 Zylinder für einen Crawler des Kennedy Space Centers in Florida. Das sind die Fahrzeuge, welche die Spaceshuttles und Raketen vom Montagestandort zur Abschussrampe transportieren. In diesem Fall beträgt die Distanz etwa 5,6 km, auf denen der Crawler eine Steigung von 5 ° zur Startrampe überwinden muss. Bei dieser Auffahrt muss die Plattform zu jeder Zeit in waagerechter Position bleiben. Unsere Zylinder gleichen diese Neigungsdifferenz aus – und dabei ist der Crawler belastbar bis zu 9 000 t Gewicht. Wenn Sie wissen, dass Ihre Produkte solche Leistungen vollbringen – das ist außergewöhnlich und man ist dann auch stolz darauf. Was war bislang die größte Herausforderung, die Hunger Hydraulik bei einem Auftrag bewältigen musste? Es gibt viele große Projekte, die aber alle sehr unterschiedlich sind. Unser größter und schwerster Zylinder, den wir bislang gebaut haben, hat eine Länge von über 25 m und ein Gesamtgewicht von mehr als 200 t. Alleine die Zylinderstange wog 90 t. Jedoch ist bei diesem Dredger-Zylinder der Außendurchmesser mit 1,3 m relativ gering. Die Herausforderung bestand aber in der Bearbeitung, der Montage und dem Handling eines 200 t-schweren Zylinders. Andererseits ist es auch eine Herausforderung, relativ kurze Teile mit großen Durchmesser und hohem Gewicht, wie dies beispielsweise bei Presszylindern oder Streckerzylindern der Fall ist, per Kran zu heben. Hier können schon mal Bauteilgewichte von weit über 100 t zusammenkommen und das bei einem Durchmesser von über 2,5 m und einer Länge von gerade mal 4 m. Jeder unserer Zylinder ist ein Sonderzylinder und somit ist die Projektierung und die Produktion immer mit besonderen Herausforderungen verbunden. O+P – Ölhydraulik und Pneumatik 5/2016 27

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