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O+P Fluidtechnik 5/2018

O+P Fluidtechnik 5/2018

FLUIDTECHNIK: DIE

FLUIDTECHNIK: DIE BRANCHE MIT DEM ‚FAMILY SPIRIT‘ Bert Brahmer ist früh dem Reiz der Elektronik erlegen. Über intensive Beschäftigung mit Elektronik während seiner Jugend, durch seine Ausbildung und erste Jobs in der Automatisierungs welt fand er den Weg zur Hydraulik. Dieser traut er auch in Zukunft noch viel zu, wie er uns in unserer O+P Lounge verraten hat.. MENSCHEN UND MÄRKTE Stellen Sie sich bitte kurz vor, wie sind Sie zu Ihrer aktuellen Position gekommen? Was war in Ihrem bisherigen Berufsleben bislang die größte Veränderung?? Was fasziniert Sie an der Fluidtechnik? Schon als Jugendlicher war ich von der technischen Welt begeistert. Ich habe Radios repariert und UKW-Sender gebaut. Nach dem Studium der Elektrotechnik habe ich weitere Erfahrung gesammelt in der Hardware- und Firmware-Entwicklung für Embedded-Testsysteme und Industrie-Automation. Die hohe Spezialisierung war zunächst spannend und herausfordernd, aber nach einiger Zeit doch etwas eindimensional. 1994 ergriff ich die Chance, für die damalige Hartmann+Lämmle Hydraulic den Bereich der Automation aufzubauen. Die integrierte Anwendung von Maschinenbau, Elektrotechnik und Physik - heute wird das „Mechatronik“ genannt - hat mich seitdem gefesselt. Seit 2001 bin ich als technischer Geschäftsführer neben der Automation auch für die Hydraulikentwicklung in unserem Haus verantwortlich. Der jüngste Meilenstein war schließlich 2004 die Integration als Voith Turbo H+L Hydraulic in die Voith Gruppe. Bei allem wechselseitigen Verständnis und Respekt zwischen Maschinenbauern und Elektrotechnikern: Es sind doch unterschiedliche Welten mit unterschiedlichen Kulturen. Als Elektrotechniker zunächst in das Arbeitsfeld des Maschinenbau und der Hydraulik einzutauchen und in der Folge in diesem Bereich auch Verantwortung zu übernehmen, waren zwei bedeutende Schritte für mich. Die viel zitierte Elektrifizierung der Hydraulik und Industrie 4.0 empfinde ich vor diesem Hintergrund vielleicht weniger als Veränderung als dies vielleicht meine Kollegen mit lupenreiner Hydraulik-Vita tun. Fluidtechnik lebt! Sie ist ein ausgezeichnetes Arbeitsfeld, in welchem verschiedene Teilbereiche des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und der Physik sich so lebendig ergän-

„Als studierter Elektrotechniker empfinde ich Industrie 4.0 als weniger große Veränderung.“ Bert Brahmer zen. Hoch spezialisiertes Wissen fügt sich zu einem funktionierenden System zusammen. Zudem dürfen wir aktuell mit den innovativen Servopumpenantrieben einen enormen Fortschritt und gravierenden Umbruch in der industriellen Hydraulik mitgestalten. Dabei ist die Community der Hersteller und der forschenden Institute immer noch so übersichtlich, dass bei den regelmäßigen Fachforen - das jüngste IFK in Aachen ist noch in guter Erinnerung - sogar so etwas wie „Family Spirit“ wahrzunehmen ist. Das ist sicherlich nicht in jeder Brache gegeben. Was ist Ihrer Meinung nach die größte zukünftige Herausforderung für die Fluidtechnik? Ich kann hier nur eine Einschätzung für die Industriehydraulik als Teilbereich der Fluidtechnik abgeben. Die Hydraulik muss stetig beweisen, dass sie die Forderung nach sauberen und effizienten Antriebslösungen vielfach besser erfüllen kann, als es mit rein elektromechanischen Systemen möglich wäre. Dabei sehe ich in der technischen Umsetzung nicht einmal die größte Aufgabe. Besonders in industriellen Anwendungen sehen wir neben bewährten „klassischen“ Lösungen bereits die enormen Möglichkeiten der modernen Verdrängersteuerungen mit Servopumpen. Aber wir haben - immer noch - ein Problem mit der Akzeptanz. Von fachfremden Anwendern wird Hydraulik leider vielfach als Technologie aus dem vergangenen Jahrhundert abgewertet. Wir erleben eine Einstellung à la: „Wenn es nicht anders geht, machen wir es hydraulisch.“ Ich wünsche mir, dass Anwendungstechniker auch mal sagen: „Schwierige Aufgabe … aber die Hydraulik hat uns bisher immer ein Problem gelöst.“ www.voith.com O+P Fluidtechnik 5/2018 9

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