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O+P Fluidtechnik 7-8/2016

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BASICS WARUM

BASICS WARUM RESTMAGNETISMUS SO RISKANT IST MAGNETISMUS – FREUND UND FEIND Magnetismus ist allgegenwärtig und ein nützlicher Helfer der Industrie. Nahezu spielend leicht scheint es, wenn Elektromagneten tonnenschwere Gegenstände anheben und Blasmagneten zerstörerische Lichtbögen in Schaltanlagen löschen. Doch auch der Magnetismus hat „zwei Gesichter“ und ist anderorts die Ursache schwerwiegender Schäden. Deshalb gehört die Entmagnetisierung bereits in vielen Fertigungsbetrieben zum Standardprozedere. Viele Werkstücke werden sogar mehrfach entmagnetisiert, bevor sie den Transport zum Abnehmer antreten. PRODUKTE UND ANWENDUNGEN CURIE TEMPERATUR Pierre Curie entdeckte, dass Metalle ihre ferromagnetischen Eigenschaften vollständig verlieren, wenn man sie über eine bestimmte Temperatur („Curie Temperatur“) hinaus erhitzt. Diese Temperatur ist abhängig vom jeweiligen Magnetwerkstoff. Für Eisen liegt sie beispielsweise bei 768 °C, für Nickel bei 360 °C. Durch das Abkühlen bildet sich eine amorphe und neutrale magnetische Struktur aus Domänen (Weiss‘schen Bezirken) und Blochwänden. ENTMAGNETISIEREN IST TEIL DER QUALITÄTSSICHERUNG Und hier zeigt sich das eigentliche Problem: Viele Teile enthalten noch Restmagnetismus und remagnetisieren sich während des Transports. Beim Abnehmer angekommen, weisen sie dann erneut Feldstärken auf, die für qualitätsbewusste Hersteller inakzeptabel sind. Das tückische am Restmagnetismus ist, dass verbleibende hartmagnetische Stellen und verzerrte magnetische Domänen oft mals das gesamte Bauteil remagnetisieren. Gründliches Entmagnetisieren wird zur Verpflichtung für jeden verantwortungsbewussten Produzenten. 44 O+PFluidtechnik 7-8/2016

BASICS ENTMAGNETISIERUNGS-EXPERTEN Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt sich der Schweizer Magnetspezialist Albert Maurer mit den Möglichkeiten, den Restmagnetismus verlässlich aus dem Material herauszubekommen. Da herkömmliche Verfahren mehrheitlich versteckten Restmagnetismus im Material zurücklassen, entwickelte er sein eigenes Entmagnetisierverfahren. Das Maurer- Degaussing Verfahren, als das derzeit gründlichste nicht-thermische Entmagnetisierungsverfahren, neutralisiert das ferromagnetische Material nahezu vollständig. Mess ungen haben gezeigt, dass es mit demselben vorteilhaften magnetischen Selbstheilungseffekt wie ein geschmiedetes Teil ausgestattet ist. Das Verfahren kommt nahe an den magnetischen Idealzustand. Auf diese Weise entmagnetisierte Teile nennt das Unternehmen daher „curiesiert“. www.maurerdegaussing.com EIN PRAKTISCHES BEISPIEL Werner Spicker, Betriebsleiter der KraussMaffei Technologies, stellte immer wieder nach den Zerspanungsprozessen eine Remagnetisierung der Bauteile fest. Außerdem führten die hohen Ströme im Verchromungsprozess von Hydraulik-Säulen zu einem Anstieg der magnetischen Feldstärken von bis zu 30A/cm. Das Anhaften von Metallpartikeln an den magne tischen Säulen würde bei fast 400 bar Systemdruck zur Zerstörung der Dichtungen und zum Ausfall der Maschine führen. Der Spritzgießmaschinenhersteller schaffte eine Entmagnetisieranlage von Maurer Magnetic an und entmagnetisiert grundsätzlich alle Säulen der CX-Baureihe vor Einbau in die Maschine. Das Verfahren ist so gründlich, dass es keine messbaren Werte hinterlässt. Spicker zufrieden: „Wir hatten zuvor immer wieder unerklärlichen Schließdruckabfall bei der Inbetriebnahme. Diese Fälle haben sich drastisch reduziert.“ O+PFluidtechnik 7-8/2016 45

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