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Mobility 2/2025

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MOBILE

MOBILE VISIONENUNIV.-PROF. DR.-ING. KATHARINA SCHMITZLehrstuhl und Institut für fluidtechnische Antriebe und Systeme, Institutsleiterin, RWTH AachenWährend die Entwicklung mobiler Maschinen zunehmend kostengetriebenvoranschreitet, steigen gleichzeitig die Erwartungen an Produktivität,Nachhaltigkeit und Komfort. Insbesondere im Antriebsstrang steckt einenormes Potenzial, das derzeit noch nicht ausgeschöpft ist. Die Hydraulikist eine bewährte Technologie, die zwar etabliert, aber noch lange nichtam Ende ihrer Entwicklung ist. In Zukunft werden effizientere Systemtopologienzum Standard gehören und zu einer signifikanten Reduzierungder Total Cost of Ownership (TCO) führen. Zudem wird die Aufbereitungvon Sensordaten weiter verfeinert. Konzepte wie „virtuelle Sensoren”ermöglichen präzisere Analysen und Optimierungen in Echtzeit, ohnedass weitere Sensorik erforderlich ist. Diese Entwicklungen werden nichtnur dazu beitragen, den Energieverbrauch und die Umweltbelastung zuminimieren, sondern auch den Komfort für die Bediener erhöhen. Somitkann Smart Farming effizienter und nachhaltiger gestaltet werden – eineWin-win-Situation für Landwirte und Umwelt gleichermaßen.VERNETZTE LANDTECHNIKSMART FARMING 2035Mobile, autonome Arbeitsmaschinenstehen davor, die Landtechnik- undOff-Highway-Branche grundlegendzu verändern. Voraussetzung ist eineintelligente Vernetzung und derdurchgängige Datenaustauschzwischen Landmaschinen, Hof-IT undClouddiensten. So können Betreiberimmer mehr Betriebs- und Sensordatenerfassen und analysieren, auchaus Hydraulik- und Antriebssystemen.Experten haben für uns ihreVision einer vernetzten Landwirtschaftin 10 Jahren skizziert.VIRTUELLE SENSORENERMÖGLICHEN NOCHPRÄZISERE ANALYSENUND OPTIMIERUNGENIN ECHTZEITOFFENE DATENSCHNITT-STELLEN ZWISCHENMASCHINEN UNDINFRASTRUKTUR SINDESSENZIELLCHRISTIAN KLAUSNERDirector Product Management, Sensor-Technik Wiedemann GmbH, KaufbeurenIm Jahr 2035 ist die Landwirtschaft vollständig vernetzt und ermöglichtdadurch effiziente Prozesse. Maschinen kommunizieren herstellerübergreifendüber offene Protokolle, alle Betriebsdaten fließen in digitaleServices. Landwirte entscheiden souverän, welche Maschinen- und Umgebungsdatenbenötigt werden, während klare Regeln zu Dateneigentumund Gewährleistung Sicherheit schaffen. Eine globale, ausfallsichere5G/6G-Infrastruktur, intelligente Datentarife nach dem Prinzip „Pay asyou use“ sowie leistungsfähige Edge-Computer und Telemetrielösungenin einer vertrauenswürdigen digitalen Infrastruktur sichern die effizienteDaten übertragung und ermöglichen eine Automatisierung der Prozesse.Damit diese Vision Realität wird, ist eine enge Kooperation von Landwirten,Maschinen- und Komponentenherstellern erforderlich. Nur durch offenenAustausch über Datenbedarfe, Schnittstellen und sichere Elektronik entstehensmarte, nachhaltige Lösungen für die Landwirtschaft von morgen.28 MOBILITY 2025/02

MATTHIAS MUMMEDeputy Head Group Communications und Head of Specialized Press, Claas KGaA mbH, HarsewinkelDie zurückliegenden 10 Jahre standen in der Landtechnik vor allem im Zeichen von Konnektivität undAutomatisierung. Stand der Technik ist der Datentransfer in Echtzeit bei Verfügbarkeit auch aufmobilen Endgeräten bis hin zur Live-Ertragskartierung auf Erntemaschinen. Auf Landmaschinenmacht die „Maschinenintelligenz“, das heißt Fahrerassistenz und Prozessautomatisierung durchsensorbasierte und teils Algorithmus- bis KI-gestützte informelle Auswertung und Dateninterpretation,kontinuierlich große Fortschritte. In den nächsten 10 Jahren wird vor allem die Nutzung KünstlicherIntelligenz viele Entscheidungen auf Landmaschinen und in der Arbeits- und Prozessplanungbeschleunigen und so eine noch weitreichendere Automatisierung bis hin zu Autonomie ermöglichen.Onboard- und Offboardtechnologien werden dabei zunehmend in der Cloud verschmelzen. Arbeitsqualität,Schlagkraft und Effizienz lassen sich so auch bei zunehmendem Fachkräftemangel sichernund weiter verbessern. Der Schlüssel dazu ist die Bündelung von Wissen und Erfahrungen inNetzwerken, Plattformen und Think Tanks – zum Nutzen aller Beteiligten und mit dem klaren Ziel imBlick, die Arbeit von Landwirten trotz steigender Anforderungen und komplexerer Aufgabenstellungenzu vereinfachen und noch weiter zu professionalisieren.ONBOARD- UND OFFBOARD-TECHNOLOGIEN WERDENZUNEHMEND IN DER CLOUDVERSCHMELZENFLEXIBLERE FLÄCHEN-BEARBEITUNG DURCHKLEINERE MASCHINENIM SCHWARMPROF. DR.-ING. STEFAN BÖTTINGERInstitut für Agrartechnik, Universität Hohenheim, StuttgartAutonome Landmaschinen können bereits heute Felder selbständig befahren und bearbeiten.Technische Grundlagen wie präzise Positionsbestimmung, digitalisierte Feldgrenzen,Navigation, Datenübertragung sowie Hinderniserkennung sind verfügbar. ZentraleHerausforderungen bestehen jedoch beim Feldwechsel, der Betreuung im Servicefallund der Überwachung der Arbeitsprozesse. Die Feld- und die Maschinengrößen müssenaufeinander abgestimmt sein, damit nur ein einmaliger Feldwechsel pro Tag nötig ist.Durch den Einsatz mehrerer kleinerer Maschinen im Schwarm kann die Flächenbearbeitungflexibler gestaltet und der Betreuungsaufwand verringert werden. Zudem müssenVerfahren weiterentwickelt werden, um Arbeitsqualität und Maschineneinstellungenautomatisiert zu überwachen und anzupassen. Erste Systeme können bereits Verschleißoder Fehlfunktionen an Werkzeugen erkennen, doch bleibt offen, wie die Maschinenselbständig reagieren können und wie oft menschliches Eingreifen erforderlich ist.MOBILITY 2025/02 29

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