DIE H-CFK-ENTWICKLUNG WAR EIN INGENIEURS-TRAUM Klaus Wagner ist Bereichsleiter Forschung und Innovation bei der Herbert Hänchen GmbH & Co. KG. In unserer O+P Lounge erläuterte er uns unter anderem, warum Hydraulik noch lange nicht zum alten Eisen gehört und an welchen Stellen es in der Branche seiner Meinung nach momentan noch hapert. Herr Wagner, stellen Sie sich bitte vor. Wie sind Sie zu Ihrer aktuellen Position gekommen? MENSCHEN UND MÄRKTE Während meines Studiums des allgemeinen Maschinenbaus in Stuttgart bin ich mit der Hydraulik und explizit mit der Dichtungstechnik in Berührung gekommen. Schon als Student faszinierten mich die Möglichkeiten, mit kleinen Geometrien und modernen Werkstoffen hohe Drücke sicher abdichten zu können. Mit diesem Virus infiziert bin ich schließlich bei der Firma Hänchen gelandet, die mir die Möglichkeit bot und bietet, dieses Grundwissen in die Praxis zu übertragen Was fasziniert Sie an der Hydraulik? Die Hydraulik mag Laien auf den ersten Blick als antiquierte Technologie erscheinen. Wenn man aber genauer hinschaut, bietet die hydraulische Antriebstechnik zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Technologien. Beispielhaft sei hier die hohe Kraft oder auch Kraftdichte genannt, die einem hydraulischen Antrieb oft den entscheidenden Mehrwert gibt. In der heutigen Zeit, in der neben dem allgemeinen Kostendruck auch immer mehr Punkte wie und daraus neue Produkte für die Kunden zu erforschen und entwickeln. Mittlerweile bin ich Leiter des Bereiches Forschung und Innovation, in dem ich zusammen mit meinen Kollegen Ideen rund um die Produkte weiterspinne, um daraus Innovationen für den Markt zu kreieren. Ergänzend bin ich mit dem VDMA in den nationalen und internationalen Arbeitskreisen rund um das Thema Hydraulikzylinder tätig. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, ist durch moderne Werkstoffe und intelligente Antriebstechnik ein System möglich, welches alles vereinen kann: Zum Beispiel kann mit Leichtbau am Zylinder eine neue Grenze definiert werden, die bislang weder technisch noch energetisch machbar war. Oder mit der neuen Dichtung Servoseal können die Wirkungsgrade deutlich gesteigert werden, so dass der Antrieb energieeffizienter arbeitet. 10 O+P Fluidtechnik 1-2/2020
Klaus Wagner Was war Ihr spannendstes Projekt bei Hänchen? Die Entwicklung des Werkstoffe H-CFK ist für einen Ingenieur natürlich ein Glücksfall, den man maximal einmal in seinem Berufsleben haben wird. Die völlige Neuentwicklung eines Werkstoffes für Hydraulikzylinder auf Carbonbasis war eine ingenieurstechnisch und emotional besondere Situation. Neben der Erforschung des erforderlichen Laminataufbaus, der aus der Verbundwerkstofflehre kommt, waren insbesondere die speziellen Hydraulikmerkmale wie eine druckfeste, für Dichtungen geeignete Oberfläche als auch die hochfeste Verbindung zu einer metallischen Lasteinleitung die herausragenden Themen. Da haben wir bei Hänchen Technologien geschaffen, die heute nicht nur im Hydraulikzylinder angewendet werden. Durch neue Anwendungen sind wir mit H-CFK in Branchen tätig, die wir zuvor nicht auf dem Schirm hatten. Hier ist es faszinierend, in welchen Anwendungen das alles verwendet werden kann. Was ist Ihrer Meinung nach die größte künftige Herausforderung für die Technologie? Die moderne Hydraulik als bodenständige Technologie wird sich weiterentwickeln und wird mit den vielen Möglichkeiten der modernen Steuerungstechnik ihren Platz gegenüber anderen Technologien behaupten oder auch ausbauen. Hierzu ist aber vor allem Innovationskraft der Unternehmen und der Hochschulen erforderlich. Und ganz wichtig ist die Lehre der Hydraulik. Leider wird heute im Bereich Steuerungstechnik nur wenig die Hydraulik gelehrt, so dass die meist aus dem elektrotechnischen Bereich kommenden Projektierer die Vorteile der Hydraulik nicht genügend kennen. Das wäre aber ein wichtiger Punkt zur Verbesserung der Entscheidungsfindung, ob Hydraulik die geeignetste Technologie ist. www.haenchen.de O+P Fluidtechnik 1-2/2020 11
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