HOCHFLEXIBLE HYDRAULIKSYSTEME REALISIEREN INTEGRIERTE PUMPEN-E-ANTRIEBS- EINHEIT SETZT MASSSTÄBE Wie kann man neue Impulse in der Elektrohydraulik setzen? Diese Frage hat sich die Hydraulik Nord Technologies GmbH gestellt und mit der MPS Integra VX eine elektrohydraulische Antriebseinheit entwickelt, die das Potenzial hat, neuartige Maschinenkonzepte und -architekturen möglich zu machen – und somit impulsgebend für die gesamte Branche mobiler Arbeitsmaschinen ist. Impulse zu setzen, bedeutet meistens: den Mut haben, völlig neue Wege zu gehen. Insbesondere in der Welt der Konstantpumpen, in der es seit mehreren Jahrzehnten kaum Weiterentwicklungen gab. Dieses Innovationsvakuum hat die Hydraulik Nord Technologies GmbH aus dem mecklenburg-vorpommerischen Parchim erkannt, und hat den elektrohydraulischen Antrieb gänzlich neu gedacht. Das Ergebnis ist eine Antriebseinheit, die Elektromotor und Pumpeneinheit optimal integriert und so deutlich kompakter aufbaut und deutlich leichter ist als bislang verfügbare Alternativen. Dadurch lassen sich flexiblere Hydrauliksysteme konstruieren, die Herstellern mobiler Arbeitsmaschinen Impulse geben, ihre Maschinenarchitekturen zu optimieren oder neu zu konzipieren. Hydraulik Nord Technologies Geschäftsführer Thomas Pippes und Entwicklungsleiter Artur Bohr erläutern die technischen Hintergründe der Antriebseinheit, aber auch worauf die Innovationskraft des Unternehmens beruht. MOBILE MASCHINEN Artur Bohr (links) und Thomas Pippes (rechts) präsentierten die MPS Integra VX erstmals auf der Agritechnica
ANTRIEBSTECHNIK Herr Bohr, Herr Pippes, die Hydraulik Nord Technologies GmbH ist ein relativ junger Player am Markt. Was zeichnet das Unternehmen aus? T. Pippes: Das könnte man meinen, da es die Hydraulik Nord Technologies unter diesem Namen erst seit 2019 gibt. Doch das Unternehmen besteht schon seit 1994 und hat sich in diesen Jahren als Experte für die hochpräzise Fertigung von hochgenauen Hydraulikpumpenbauteilen etabliert. Wir haben für die führenden Hersteller dieser Komponenten beispielsweise Verdrängersätze für Innenzahnradund Flügelzellenpumpen hergestellt. Seit der Umfirmierung im Jahr 2019 verfolgen wir jedoch eine neue Strategie und stellen uns als Systemlieferant auf. Unser Anspruch ist es, einer der technologieführenden Anbieter innovativer elektrohydraulischer Pumpensysteme zu werden. Hierfür haben wir ein dynamisches Team aufgebaut, das die Erfahrung der Präzisionsfertigung mit innovativen Ideen aus dem Markt zusammenbringt. Inwiefern würden Sie Hydraulik Nord Technologies als Impulsgeber bezeichnen? A. Bohr: Wir haben erkannt, dass die Komponente Konstantpumpe in ihren aktuell am Markt verfügbaren Derivaten kaum Raum für Innovation und Weiterentwicklung bietet. Seit mehreren Jahrzehnten ist das Funktionsprinzip nahezu unverändert, egal ob als Zahnrad- oder Flügelzellenpumpe. Hier haben wir angesetzt, um echte Innovation zu entwickeln. Der „neue“ Name Hydraulik Nord Technologies kommt nicht von ungefähr. Wir entwickeln Technologie und sind viel mehr als ein Zulieferer mechanischer Komponenten. Woher kommen die Ressourcen und die Expertise, um diese Impulse zu setzen? T. Pippes: Wir sind Teil der Hydraulik Nord Gruppe, die uns im Unternehmensverbund viel weitreichendere Möglichkeiten gibt – gerade im Vergleich zu Wettbewerbern unserer Größe. In der Gruppe sind ausschließlich innovationsführende, mittelständische Technologieunternehmen vertreten. Dadurch lassen sich Synergieeffekte in allen Bereichen realisieren, vom Vertrieb über den Service bis hin zur Entwicklung. Mit insgesamt rund 700 Mitarbeitern haben wir in der Hydraulik Nord Gruppe die entsprechende Schlagkraft, um uns als einer der führenden Anbieter in der Fluidtechnik zu etablieren. In der Gruppe fertigen und vertreiben wir alle relevanten Komponenten, um innovationsführende Antriebssysteme für die Mobilund Stationärhydraulik anzubieten. Ein großes Augenmerk liegt bei allen Mitgliedern der Hydraulik Nord Gruppe auf der Entwicklung. Bei der Hydraulik Nord Technologies sind beispielsweise zehn Prozent der Belegschaft im R&D tätig. Und hierbei legen wir großen Wert auf Expertise und Knowhow. Herr Bohr und ich sind das beste Beispiel: Obwohl wir beide noch relativ jung sind, kommen wir gemeinsam auf rund 50 Jahre Wissen in der Hydraulik. Wir haben einen ähnlichen Werdegang und dürfen unsere gemeinsame Idee und Vision für die Hydraulik nun bei der Hydraulik Nord Technologies Wirklichkeit werden lassen. Und diese Vision mündet nun im ersten eigenen Antriebssystem? A. Bohr: Genau. Gemeinsam mit unserem Team haben wir analysiert, wie man hydraulische Antriebstechnologie zukunftsfähig 01 Die MPS Integra VX unterstützt je nach Ausführung 280 bar oder 350 bar Arbeitsdruck machen kann. Denn bisherige Ansätze haben insbesondere in der Elektrohydraulik bislang zu kurz gegriffen. Entweder haben die entsprechenden Anbieter den Elektromotor optimiert und diesen mit einer konventionellen Pumpe kombiniert, oder man hat eine Pumpe entwickelt und diese an einen handelsüblichen Elektroantrieb angeflanscht. Das mag sicherlich ein paar Prozent an Effizienz oder Leistungsfähigkeit bringen, es entstand DIE BAURAUM- UND GEWICHTSEINSPARUNG DER ANTRIEBSEINHEIT LÄSST NEUE FAHRZEUGGEOMETRIEN ZU jedoch meist ein großes, schweres und schlecht in die Maschinenarchitektur integrierbares System. Um die Vorteile beider Technologien ganzheitlich nutzen zu können, muss man Elektroantrieb und Pumpe als integriertes System betrachten und perfekt aufeinander abstimmen. Genau das haben wir gemacht. Pumpe und E-Antrieb bilden in unserer Innovation eine Einheit, die insbesondere für Hersteller mobiler Arbeitsmaschinen enorme Vorteile mit sich bringt. Bevor wir auf die Vorteile eingehen, erlauben Sie die Frage: Die Hydraulik Nord Technologies ist Experte für die Pumpeneinheit – woher kommt das Wissen um die E-Antriebstechnik? T. Pippes: Das ist eine berechtigte Frage. Das Wissen um den Elektroantrieb haben wir extern akquirieren müssen. Wir haben ein intensives Technologiescouting betrieben und ganz in der Nähe einen passenden Experten für die Entwicklung innovativer Elektroantriebe gefunden. Wir haben uns an der Moteg GmbH aus Flensburg beteiligt, einem jungen Engineering- und Systemdesign-Dienstleister mit eigener Fertigung. Somit haben wir sowohl das tiefe Wissen in der Hydraulik als auch in der Elektrik in-house. Das unterscheidet uns stark vom Wettbewerb. Gemeinschaftlich haben die Entwicklungsabteilungen in den letzten Jahren eng verzahnt an unserer neuen elektrohydraulischen Antriebseinheit gearbeitet. Und das Ergebnis ist die MPS Integra VX. www.oup-fluidtechnik.de O+P Fluidtechnik 2024/10 43
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