VDMA: BILDUNGSFONDS NACHWUCHSENTWICKLUNG VDMA INTENSIVIERT FÖRDERUNG VON LEHRE UND FORSCHUNG MENSCHEN UND MÄRKTE Der Fachverband Fluidtechnik im VDMA ruft einen Bildungsfonds Fluidtechnik ins Leben. Ziel ist vor allem die Unterstützung und Förderung der fluidtechnischen Lehre und Forschung. Der Fokus soll dabei vor allem auf Verbesserung der Lehre und Kooperationen liegen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sieht der Fachverband darin auch ein wichtiges Unterfangen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Fluidtechnik in Deutschland. Die Diskussion um den Fachkräftemangel wird immer lauter und es bleibt immer öfter nicht nur bei der Diskussion, sondern Unternehmen fehlen tatsächlich wertvolle Mitarbeiter. Das betrifft nicht nur Unternehmen, sondern ganze Branchen. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Bevölkerungspyramide verliert ihr Fundament und wird zur Säule. Die Zahl der Schulabgänger, Auszubildenden und der Absolventen sinkt um bis zu 10 Prozent, gleichzeitig gehen die geburtenstarken Jahrgänge aus den 60er Jahren nach und nach in den Ruhestand. Im MINT-Bereich fehlen im Jahr 2023 über 300.000 Fachkräfte, davon im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik 56.600, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) in diesem Jahr zeigt. Die Fluidtechnik ist hier besonders betroffen, da die Branche mit anderen Antriebstechnologien konkurriert und sie eine hochspezialisierte Technologie ist, der oft zu Unrecht der Ruf anhaftet, kompliziert zu sein. Folglich wird sie allzuoft nicht als bestgeeignete technologische Lösung im Lösungsraum erkannt. Der Fachverband Fluidtechnik im VDMA hat daher beschlossen, einen sog. Bildungsfonds ins Leben zu rufen. Der Vorsitzende des VDMA-Fachverbands Fluidtechnik, Dr. Steffen Haack (Bosch Rexroth) führt dazu aus: „Wenn wir unsere führende Position erhalten und unsere Kunden der Fluidtechnik auch in Zukunft begeistern wollen, benötigen wir bestens ausgebildeten Nachwuchs und Exzellenz in Forschung und Lehre.“ 12 O+P Fluidtechnik 2023/11-12 www.oup-fluidtechnik.de
VDMA: BILDUNGSFONDS Der VDMA-Fachverband Fluidtechnik und seine Mitglieder wollen die Hochschulen und Universitäten (im Folgenden nur Hochschulen genannt) mit Wissen, Erfahrungen aber auch Investitionsmitteln für eine bestmögliche Lehre unterstützen. Ziel des Bildungsfonds ist es, Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen zu fördern, die Lehre zu unterstützen und dafür auch Material, z. B. in Form von Unterlagen oder (Labor-)Geräten, zur Verfügung zu stellen. BESSERE BEDINGUNGEN FÜR DIE LEHRE Dem Konzept des Bildungsfonds ging eine Analyse der aktuellen Situation an deutschen Hochschulen und Universitäten durch den VDMA voraus. Es stellte sich heraus, dass nur noch an ca. 80 Hochschulen fluidtechnische Inhalte gelehrt werden. Diese Lehrinhalte sowie die Laborausstattung und die Exponate sind DER BILDUNGSFONDS IST EIN WICHTIGER BAUSTEIN FÜR DIE ZUKUNFT DER FLUIDTECHNIK allerdings zum Teil veraltet. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Fluidtechnik zugunsten anderer Inhalte aus den Lehrplänen verdrängt wird. Im Wettbewerb mit trendigen Studienfächern und Technologien wie Drohnen, Augmented Reality oder Künstliche Intelligenz zieht die Fluidtechnik oft den Kürzeren. „Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Im Wettbewerb der Fächer wählen weniger Studierende hydraulische und pneumatische Themen, wodurch es weniger Anreize und folglich weniger Angebote seitens der Professoren gibt. So schwindet das fluidtechnische Wissen an den Hochschulen und auch in unseren Kundenbranchen.“, sagte Dr. Christian Geis, stellvertretender Geschäftsführer VDMA Fluidtechnik. Dieser Schwund ist allerdings einseitig: auf der Ausbildungsseite, in den Unternehmen und Betrieben verlieren Hydraulik und Pneumatik nicht an Bedeutung. Aus dieser Analyse ergab sich für den Fachverband daher ein Handlungsbedarf explizit für die Hochschulen und Universitäten. DREI SCHWERPUNKTE IDENTIFIZIERT Die Aktivitäten des Bildungsfonds sollen sich zu Beginn auf drei Schwerpunkte fokussieren: Kooperation, Inhalte und Material/ Ausstattung. So wird Bedarf für Forschungsnetzwerke und hochschulübergreifende Kooperationen gesehen aber auch Bedarf für die Kooperation von Hochschulen mit der Industrie. Nicht alle Hochschulen sind bekannt und viele Potenziale und Synergien werden nicht gehoben und thematisch passende Projekte nicht realisiert. Zudem werden durch eine bessere Kooperation von Wissenschaft und Industrie mehr und zielgerichtetere Exkursionen, studentische Arbeiten, Praktika, etc. ermöglicht. Geeignete Experten, die sich grundsätzlich vorstellen können, als Experten oder Mentoren aktiv zu werden, werden mit den Hochschulen vernetzt. „Wir wollen darauf hinarbeiten, dass mehr Gastdozenten in die Vorlesungen eingebunden werden und die Studierenden attraktive Exkursionen, externe studentische Arbeiten und Praktika angeboten bekommen“, erläutert Christian Geis. Wichtig sind aber auch konsolidierte und praxisnahe Lehrinhalte und eine aktuelle Ausstattung der Labore. Für die Lehre sollen industriegetriebene Lastenhefte erstellt sowie modulares und Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen sollen stärker gefördert werden; hier im Bild die Übergabe eines Prüfstands durch Hawe Hydraulik an die Universität München praxisnahes Lehrmaterial bereitgestellt werden, das von Instituten und Lehrbeauftragen genutzt werden kann. Die Aufmerksamkeit für die Fluidtechnik soll zudem durch Werbung, Aktionen und ggf. auch die Verleihung von Awards für studentische oder wissenschaftliche Arbeiten erhöht werden. In der Anforderungsanalyse wurde auch festgestellt, dass Hochschulen teils mit veraltetem Material arbeiten müssen. Die Industrie wird die Hochschulen mit Exponaten und Sachspenden unterstützen. Die Akquise von Labortechnik oder Demonstratoren sowie die Anschaffung von Hydraulik- und Pneumatiktrainern sind ebenfalls denkbar. BETEILIGUNG DER VDMA-MITGLIEDER Die Gelder dafür wird der Bildungsfonds Fluidtechnik über freiwillige jährliche Zusatzbeiträge und Spenden erwirtschaften. Formal wird er als Förderkreis innerhalb des Fachverbands Fluidtechnik laufen. Es ist ein jährliches Netzwerktreffen mit Vorträgen, Rechenschaftsbericht und dem direkten Austausch zwischen Industrie und Hochschulen vorgesehen, um inhaltlich die Leitplanken zu setzen und die Situation der fluidtechnischen Lehre und Forschung sukzessive verbessern zu können. Hartmut Rauen, Geschäftsführer VDMA Fluidtechnik hebt die Bedeutung des Bildungsfonds für die Branche hervor: „Der Bildungsfonds ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Fluidtechnik in Deutschland. Ein Baustein zudem, der unsere Aktivitäten in Deutschland und Europa ergänzt. So werden wir auch die europäische Science Community in einen engeren nachhaltigen Industrial-Science-Dialogue führen. Kickoff wird das nächste IFK in Dresden.“ Die Mitgliedsfirmen sehen das Thema ebenso wichtig: Schon in der ersten Phase haben fast 40 Unternehmen – darunter alle Mitglieder des Vorstands und weitere namhafte Unternehmen der Fluidtechnik – ihre inhaltliche und finanzielle Unterstützung zugesagt und bringen dafür ca. 260.000 € pro Jahr auf. Bilder: NDABCREATIVITY – stock.adobe.com, Hawe www.vdma.org www.oup-fluidtechnik.de O+P Fluidtechnik 2023/11-12 13
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