FLUIDTECHNIK – EXTREM VIELSCHICHTIG, UNGLAUBLICH SPANNEND Professor Katharina Schmitz übernimmt nach dem 11. IFK in Aachen die Institutsleitung des IFAS von Professor Hubertus Murrenhoff. Warum die Branche Fluidtechnik für sie extrem vielschichtig und unglaublich spannend ist, erklärt sie neben anderem im folgenden Interview. MENSCHEN UND MÄRKTE Frau Professor Schmitz, für diejenigen, die Sie nicht kennen: bitte stellen Sie sich kurz vor. Wie sind zu Ihrer aktuellen Position gekommen? Was war in Ihrem bisherigen Berufsleben die größte Veränderung? Ich bin Katharina Schmitz, bin verheiratet, und wir haben einen kleinen Sohn. Seit dem 1. März 2018 bin ich Universitätsprofessorin für das Fach Fluidtechnik im Fachbereich Maschinenbau an der RWTH Aachen University. Als eine der jüngsten Universitätsprofessorinnen in Deutschland leite ich damit das IFAS – das Institut für fluidtechnische Antriebe und Systeme. Bereits für mein Maschinenbaustudium hat mich der exzellente Ruf der RWTH nach Aachen gezogen. Nach meinem Vordiplom habe ich im Rahmen eines Stipendiums ein Jahr in den USA an der Carnegie Mellon University studiert und konnte so das Lehr- und Forschungssystem an einer amerikanischen Privatuniversität gut kennenlernen. Mein Studium habe ich 2010 als Diplom-Ingenieurin abgeschlossen und danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für fluidtechnische Antriebe und Steuerungen von Herrn Professor Murrenhoff gearbeitet und 2015 dort promoviert. Im Rahmen dieser Tätigkeit war ich seit 2012 auch als stellvertretende Oberingenieurin tätig. Den Wechsel in die Wirtschaft machte ich als Projektingenieurin bei der Hunger Hydraulik Gruppe. Zuletzt war ich dort als technische Leiterin tätig, bevor ich den Ruf zurück an die RWTH nach Aachen bekam. Das ist ohne Zweifel natürlich der Wechsel aus der Industrie zurück an die Hochschule. Im Rahmen meines Studiums gab es aber auch schon eine richtungsweisende Veränderung, die mich jetzt hierhin gebracht hat. Ursprünglich hatte ich mich während des Studiums nicht mit der Antriebstechnik, sondern der Verfahrenstechnik also der Herstellung und dem Handling von Fluiden beschäftigt. Während eines sechsmonatigen Praktikums in Frankreich bei einem führenden Mineralölkonzern habe ich dann die Entscheidung getroffen, mich nicht weiter in der Prozesstechnik, sondern in der Anwendung von Fluiden in der Antriebstechnik zu vertiefen. Ich bin somit erst über Umwege zur Fluidtechnik im Rahmen meiner Diplomarbeit gekommen. Die erste Zeit als Diplomandin und dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem anderen Fachgebiet war entsprechend herausfordernd. Heute profitiere ich natürlich auch von dem in der Prozesstechnik gewonnenen Fachwissen.
„Es muss die Wandlungsfähigkeit der gesamten Branche Fluidtechnik unter Beweis gestellt werden.“ Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Schmitz Welche Aufgaben gilt es für die Branche Fluidtechnik kurz- und mittelfristig zu lösen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu erhalten? Was macht für Sie die Faszination Fluidtechnik aus? Wir befinden uns in spannenden Zeiten. Kein Gespräch oder Interview kommt an der Digitalisierung oder dem zusammenfassenden Begriff der Industrie 4.0 vorbei. Die Anforderungen an fluidtechnische Systeme und Komponenten wachsen hin zu smarten, vernetzten Systemen und energieeffizienten, flexiblen Antriebslösungen. Hinzu kommen immer kürzere Entwicklungszeiten und ein enormer Kostendruck, nicht zuletzt auch durch andere Technologien. In den kommenden Jahren muss daher die Wandlungsfähigkeit der gesamten Branche unter Beweis gestellt werden, sicherlich eine große Herausforderung. Neben intelligenten Komponenten, die sich vernetzen lassen und die miteinander kommunizieren, wird eine Flexibilisierung hin zu modular aufgebauten Systemen erforderlich sein. Aber nicht nur auf Komponenten- und Systemebene gibt es viel zu tun, auch die Produktionsverfahren und die verwendeten Werkstoffe müssen innovativer und nachhaltiger werden. In all diesen Aufgaben sind aber nicht nur die Unternehmen gefordert, sondern insbesondere auch wir als Forschungsinstitut. Unser Ziel ist es, mit hochmotovierten jungen Ingenieurinnen, Ingenieuren und wissenschaftlichem Nachwuchs anderer Disziplinen als Innovationstreiber zu agieren und die Branche mit neuen Ideen und Konzepten weiter zu bringen. Während meiner industriellen Tätigkeit konnte ich einen faszinierenden Aspekt der Fluidtechnik in der täglichen Arbeit erleben: Enorme Lasten bei herausragender Robustheit unter widrigen Umgebungsbedingungen nicht nur bewältigen, sondern präzise steuern und regeln zu können, das schafft man mit keiner anderen Technologie. Aber Fluidtechnik ist nicht nur groß und schwer, sondern extrem vielschichtig. Ohne die Fluidtechnik wären zum Beispiel viele Geräte in der Medizintechnik (Analyse, Dialyse, Respiratoren, etc.) nicht denkbar. Das macht die Arbeit, Forschung und Lehre in diesem Fachgebiet für mich so unglaublich spannend. www.ifas.rwth-aachen.de O+P Fluidtechnik 3/2018 9
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