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O+P Fluidtechnik 3/2023

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O+P Fluidtechnik 3/2023

ERZBERGBAU IST IM KOMMEN

ERZBERGBAU IST IM KOMMEN Prof. Dr.-Ing. Martin Sobczyk hat die Professur für vernetzte Mobile Arbeitsmaschinen an der Technischen Universität Freiberg inne. Seine Forschungen führen ihn tief in die Zukunft von Vernetzung, Antrieben und der Produktivität von mobilen Maschinen. Im Gespräch mit O+P Fluidtechnik erklärt er wie Digitalisierung die Effektivität steigert und warum Bergbau-Maschinen an Bedeutung gewinnen werden. Wie sind Sie in Kontakt mit mobilen Maschinen gekommen und was fasziniert Sie an diesem Forschungsthema? Mit dem Forschungsthema bin ich über die Elektrifizierung von Antrieben in Kontakt gekommen. Mit der Elektrifizierung ergibt sich die Möglichkeit, gerade bei Arbeitsmaschinen Fahr- und Funktionsantriebe viel stärker als bisher zu entkoppeln, und Arbeits- unabhängig von Bewegungsoperationen zu gestalten. Erstere dann auch noch zu automatisieren ist dann eine naheliegende Idee. Mit dem Projekt Deep Sea Sampling, welches 2022 dem bauma Innovation Award erhielt, konnten dann für eine Pilot Mining Application erste Konzepte entwickelt werden. Welche Rolle wird Vernetzung für die zentralen Herausforderungen von Herstellern mobiler Maschinen – Produktivität und Nachhaltigkeit – zu spielen in der Lage sein? MENSCHEN UND MÄRKTE Der wesentliche Hebel für die Arbeitsmaschine ist deren Produktivität, und diese lässt sich über die Vernetzung in vielen Fällen deutlich erhöhen. Schon allein die Entlastung des Bedieners von Routineaufgaben, besserer Datenabgleich oder die schnellere Visualisierung schaffen viele Potentiale, zu nennen wären hier: Visualisierung von abzubauenden Lagen im Baustofftagebau, Teilautomatisierung von langlaufenden Prozessen wie beim Bohren, autonome Reaktion bei veränderten Abbaubedingungen. Sie sprechen von „Reminiaturisierung durch Elektrifizierung“ – das klingt nicht nach einer goldenen Zukunft für die Hydraulik? Ich sehe da kein «entweder - oder»: die Hydraulik ist für Anwendungen mit hohen Drehmomentforderungen oder für lineare Bewegungen unerlässlich. Bei rotierenden Antrieben ergeben sich aber durch die Elektrifizierung hervorragende Möglichkeiten für die Steuerung der Antriebe, die den Bediener effektiv entlasten und parallelisierte Prozesse damit ermöglichen. 10 O+P Fluidtechnik 2023/03 www.oup-fluidtechnik.de

Prof. Dr.-Ing. Martin Sobczyk Was denken Sie, wie detailliert wird die Vernetzung werden, wie kleinteilig wird das IIoT in Mobilen Maschinen werden können oder müssen? Ich sehe das vor allem auf Prozessebene, ähnlich den Prozessen im klassischen Maschinenbau. Eine große Frage ist hier, ob es gelingt, sich auf gemeinsame Standards zu einigen, oder einige Hersteller mit proprietären Lösungen das Geschäft determinieren. Die Ziele sind hier konfliktär, und die Herausforderungen, gerade auch bei der Sicherheit der Systeme, enorm. Eine Chance kann hier OPC UA sein, sofern sich der Standard in der Branche auch zügig durchsetzt – und von Herstellern wie Anwendern mit getragen wird. Heute forschen Sie an und auf der Baustelle der Zukunft – was werden Ihre Forschungsvorhaben in acht Jahren sein? Elektrifizierung und Dekarbonatisierung fordern enorme Mengen an Rohstoffen, allein der jährliche Bedarf an Primärkupfer wird sich in den kommenden 20 Jahren fast verdreifachen. Während der Abbau von Energierohstoffen zurückgeht – und zurückgehen muss – ist der Erzbergbau in einem viel höheren Maße erforderlich. Hier brauchen wir Lösungen für ein minimal-invasives Mining und die Erschließung von Rohstoffen in schwierig zugänglichen Gebieten bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Standards an Naturund Umweltschutz. Hier sind Verfahren gefragt, die wenig Abraum erzeugen und möglichst ohne direkten Bedienereingriff nutzbar sind. Die kommenden Jahrzehnte werden in jedem Fall die Jahrzehnte des Erzbergbaus. www.tubaf.org www.oup-fluidtechnik.de O+P Fluidtechnik 2023/03 11

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