VENTILTECHNIKNEUE TECHNOLOGIENHYDRAULIKBIETET RAUM FÜRINNOVATIONENMarcus Pont,CEO und Gründervon DominWeltweit arbeiten Unternehmen an Innovationen,auch in der Hydraulik. In Großbritannien hat sichdas Unternehmen Domin darauf konzentriert,neuste Technologien zu verknüpfen und damit derHydraulik Marktanteile auch bei Anwendungenzu erobern, bei denen die Kraftdichtenicht im Mittelpunkt steht.Die O+P Fluidtechnik sprach mitGründer und CEO Marcus Pontüber Hydraulik-Innovationenaus den letzten 5.000 Jahren.PRODUKTE UND ANWENDUNGENHerr Pont, Sie sind CEO von Domin, einem britischenUnternehmen im Bereich der Hydraulik. Was war Ihr Wegin die Hydraulik?Mein Weg in die Hydraulik entspringt dem Wunsch, in der Weltetwas zu bewirken. Durch die Beziehung zu Andrew Collins,dem Mitbegründer von Domin, und die Entdeckung des 3D-Metalldrucks erkannten wir, dass es dafür eine echte Chancegab. Wir sahen die Möglichkeit, eine Branche zu revolutionieren,die seit Jahrzehnten relativ unverändert geblieben war. Inder Kombination aus unserem Fachwissen im Bereich der technischenBewegungssteuerung, der Möglichkeiten, die der 3D-Metalldruck bietet, und der nach Veränderungen dürstendenIndustrie, sahen wir in der Hydraulik den idealen Sektor, umVeränderungen und Innovationen einzuleiten.Jeder Schritt auf dieser Reise hat die Bedeutung dieser Entscheidungbestätigt. In den letzten zehn Jahren haben unsere Entwicklungenund die Kunden, die wir unterstützen, das transformativePotenzial unserer Arbeit immer wieder bestätigt. EineSpur Glück hat dabei mitgespielt, aber nun sind wir in der Brancheangekommen und weiterhin entschlossen, die Zukunft derHydraulik mitzuschreiben.In einem Weißbuch sagen Sie, dass die Hydraulik immer noch auf„ineffiziente Produkte zurückgreift, die unsere Welt in den1950er Jahren angetrieben haben“. Ist das wirklich der Fall?Ja, und der Beweis dafür ist überall um uns herum zu sehen.Vergleichen Sie zum Beispiel die Hydraulikpumpen von Flugzeugen:Wenn Sie eine Pumpe aus einer alten Boeing 747 miteiner Pumpe aus einem modernen Airbus A380 vergleichen,sind sie fast identisch aufgebaut. Einem Fachmann fallen vielleichtsubtile Verbesserungen auf, aber diese Veränderungensind nicht annähernd so groß wie die Sprünge, die wir in anderenTechnologien, etwa bei Computern, erlebt haben.Die grundlegenden Herstellungsverfahren sind dieselben geblieben– viele Hydraulikkomponenten werden immer noch wievor Jahrzehnten in traditionellen Gussverfahren hergestellt.Diese alten Produkte haben sich zwar als zuverlässig erwiesen,aber sie haben auch zu einer Stagnation in der Branche beigetragen.Als die Hydraulik aufkam, war sie für ihre Zeit so fortschrittlich,dass es Jahrzehnte gedauert hat, bis neue Technologiensie überholt haben. Unsere Beobachtung ist: Die Hydraulikhat im Vergleich zu anderen Sektoren nur minimale Innovationenerfahren.Sie vergleichen die Hydraulik mit anderen Sektoren wie derElektronik oder der Automobilindustrie. Was haben die erreicht,was die Hydraulik nicht geschafft hat?Andere Branchen haben kontinuierliche und radikale Innovationeneingeführt. Computer zum Beispiel haben sich von raumgroßenMaschinen zu Geräten entwickelt, die in die Handflächeoder sogar an das Handgelenk passen. In der Automobilindus-20 O+P Fluidtechnik 2025/03 www.oup-fluidtechnik.de
VENTILTECHNIKtrie sind die Fahrzeuge heute effizienter, sicherer und leistungsfähiger– der Wirkungsgrad der Motoren hat sich von etwa 30 %auf über 40 % verbessert, was offentsichtlich einen erheblichenSprung darstellt.Im Gegensatz dazu sind die Hydrauliksysteme weitgehendgleichgeblieben. Zwar hat sich der Wirkungsgrad der Pumpenleicht verbessert, aber die grundlegende Systemarchitektur hatsich nicht im gleichen Maße verändert. Die Feinmechanik unddie Fertigung in der Elektronik sind bis in den Nanometerbereichvorgedrungen, während in der Hydraulik immer nochFertigungstechnologien eingesetzt werden, die – und ich übertreibenur wenig – vor 5.000 Jahren entwickelt wurden.Darüber hinaus sind moderne Fahrzeuge nahtlos in die Technologieintegriert – ihr Telefon kann jetzt als Autoschlüssel fungieren,Funktionen aus der Ferne steuern und Diagnosen in Echtzeitliefern. Dieses Maß an Integration fehlt weitgehend in derHydraulik, wo der digitale Fortschritt nur langsam Einzug gehaltenhat. Es gibt zwar Anzeichen für Fortschritte, aber eine breiteAkzeptanz bleibt schwer zu erreichen.Warum hat die Hydraulik dies nicht erreicht? Gibt es eineMöglichkeit, die technologische Lücke zu schließen?Ein Schlüsselfaktor ist die Konsolidierung der Branche. Einekleine Zahl marktbeherrschender Anbieter hatte in der Vergangenheitkaum Anreize und echte Möglichkeiten, Innovationenvoranzutreiben. Bis vor kurzem gab es keine bahnbrechendentechnologischen Fortschritte, die so überzeugend waren, dasssie den Markt auf den Kopf gestellt hätten.Der 3D-Metalldruck hat diese Dynamik verändert. Er hat dieMöglichkeit geschaffen, Hydraulikdesign und -fertigung neu zuüberdenken, ähnlich wie die Servoventile von Moog einst eineÄra der Hydraulikinnovation definierten. In Zeiten der technologischenStagnation neigt die Konsolidierung der Branche jedochdazu, neue Marktteilnehmer zu verhindern. Das Aufkommendes 3D-Drucks setzt die evolutionäre Uhr zurück und ermöglichtes, neue Standards zu setzen.Die Schließung der angesprochenen Lücke ist bereits im Gange,und wir glauben, dass Domin an der Spitze dieses Wandelssteht. Viele Unternehmen versuchen es, aber Innovation erfordertsowohl die Technologie als auch die Bereitschaft, sich aufden Wandel einzulassen.Sie erwähnen mehrere neue Technologien – geht es darum,sie miteinander zu verknüpfen?Auf jeden Fall. Der 3D-Metalldruck allein reicht nicht aus; erbietet die Grundlage, um das Design neu zu überdenken, aberechte Lösungen entstehen durch die Kombination mit anderenmodernen Technologien. Innovation entsteht, wenn mehrereFortschritte in ein zusammenhängendes System integriert werden.Der 3D-Metalldruck ist unser Sprungbrett, aber echte Veränderungenerfordern einen ganzheitlichen Ansatz. Wir tundies, indem wir den 3D-Druck von Metall mit anderen Werkzeugenwie fortschrittlichen Motoren, Hall-Effekt-Sensoren,moderner Onboard-Elektronik und modernen Design- undSimulationswerkzeugen kombinieren – alles zusammen führtzu Produkten, die die Grenzen herkömmlicher Hydrauliksystemeüberwinden.Haben Sie Beispiele für Anwendungen, bei denen Ihre Visionbereits weitgehend verwirklicht wurde?Mit diesem Hydraulikventilausgestattet, gelingtes dem Segelkatamaranvon Ineos sich aufsogenannten Foils aus demWasser zu erheben und sohöhere Geschwindigkeitenzu erreichenmiertesten Segelwettbewerb der Welt fuhr, die Hydraulik geschaffen.Da gibt es die strenge Regel, dass alle Energie für Antriebund Steuerung des Bootes nur aus Muskelkraft generiertwerden darf. Um auf hydraulischem Wege bestimmte Teile desBootes zu bewegen, mussten wir ein sehr spezielles Ventil herstellen,welches extrem energieffizient sein musste. Das gelanguns mithilfe modernster Methoden wie eben 3D-Druck.Sie sehen also eine Zukunft für die hydraulische Kraftübertragungauch in Bereichen, in denen die Kraftdichte nicht imVordergrund steht?Auf jeden Fall. Die von uns entwickelten Kerntechnologienebnen den Weg für kompaktere, effizientere und intelligenterehydraulische Kraftübertragungssysteme. Diese Fortschritte eröffnenMöglichkeiten, die über den traditionellen Schwermaschinenbauhinausgehen und den Einsatz der Hydraulik ineinem breiteren Spektrum von Branchen ermöglichen. Wir sinddavon überzeugt, dass die Hydraulik durch die Verbesserung derEffizienz, die Verringerung der Größe und die Verbesserung derdigitalen Integration eine wichtige Rolle in neuen und zukünftigenAnwendungen spielen kann.Bilder: Dominwww.domin.comJa. Ein Beispiel ist unsere Arbeit mit Ineos Britannia. Diese Fallstudiezeigt, wie unser Ansatz für Hydrauliksysteme bahnbrechendeLeistungsverbesserungen ermöglicht hat. Dabei habenwir für ein High-Tech-Segelschiff, welches um Sieg im renomwww.oup-fluidtechnik.deO+P Fluidtechnik 2025/03 21
Laden...
Laden...