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O+P Fluidtechnik 6/2017

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TECHNOLOGIE ZU GESTALTEN

TECHNOLOGIE ZU GESTALTEN UND DIESE IM MARKT ZU REALISIEREN, REIZT MICH Bruno Hartmann ist seit über 25 Jahren Teil des Rexroth-Konzerns. Er durfte die Fluidtechnik aus verschiedensten Perspektiven kennenlernen, vom Einkauf bis zum Vertrieb. Heute ist er Leiter Vertrieb und Branchenmanagement Bagger bei Bosch Rexroth. Er freut sich auf die Verschmelzung der Hydraulik mit anderen Technologien. So können Maschinen und Prozesse neu gedacht werden. Herr Hartmann, bitte stellen Sie sich kurz vor; wie sind Sie zu Ihrer derzeitigen Position gekommen? Als ich vor über 25 Jahren als junger Wirtschaftsingenieur im Einkauf eines mittelstän dischen Pumpenherstellers unter dem Dach von Mannesmann Rexroth landete, war das eher zufällig. Mich hat die Hydraulik sehr schnell fasziniert, daher wechselte ich in die Anwendungstechnik und projektierte hydrostatische Fahrantriebe für Radlader und Stapler. Von da entwickelte sich mein Weg in verschiedene Management-Positionen. Als ich zuletzt die Strategie-Abteilung unseres Teilkonzerns leitete und mir das Angebot gemacht wurde, das neu geschaffene Branchen-Management für Bagger zu übernehmen, musste ich nicht lange überlegen. Technologie zu gestalten und diese im Markt zu realisieren, das hat mich gereizt. MENSCHEN UND MÄRKTE Was fasziniert Sie an der Hydraulik und ihrer Anwendung in der Maschine Bagger? Sie arbeiten seit vielen Jahren im selben Konzern. Wurde Ihnen das nie langweilig? Mich fasziniert zum Beispiel, wenn Mobilkrane tonnenschwere Brückenelemente millimetergenau positionieren. Oder wenn Radlader mit unbändiger Kraft in Schüttgut einfahren und kurz danach mit unglaublicher Feinfühligkeit Paletten positionieren. Hydraulik steht für Kraft, Präzision, Kosteneffizienz, Robustheit und Leistungsdichte in einer einzigartigen Dosierung. Bagger sind natürlich ganz besondere Maschinen, so ein wenig die Königsklasse wenn es um die Vielfältigkeit von Aufgaben geht. Ob als Mini-Bagger im Einsatz mit unterschiedlichsten Anbaugeräten, ob im Standard-Bagger beim klassischen Graben, oder als Mining-Shovel im Materialumschlag als Teil einer Prozesskette: jede Anforderung ist unterschiedlich. Viele Bewegungsachsen müssen simultan so zusammenspielen, dass die Aufgabe bestmöglich erfüllt wird und der Bediener intuitiv das Richtige tut. Wir werden gerade bei den Baggern durch den Einsatz von Elektronik viele neue Ideen realisieren können, die die Produktivität verbessern, die Zuverlässigkeit steigern und den Spritverbrauch weiter senken werden. Solche Aufgaben wünscht man sich doch als Ingenieur. Mir war es vergönnt, unser Geschäft von vielen verschiedenen Perspektiven kennenzulernen, sei es im Einkauf, im Vertrieb, oder beim Einsatz im Ausland. Ich durfte auch immer wieder ganz vorne mit dabei sein, wenn die Grenze des technisch Machbaren verschoben wurde: stangenlose Flugzugschlepper zum Beispiel, die scheinbar mühelos 8 O+P Fluidtechnik 4/2017

„Hydraulik ist Kraft, Präzision, Kosteneffizienz, Robustheit und Leistungsdichte in einzigartiger Dosierung“ Bruno Hartmann Jumbos bewegen, wurden möglich durch unsere elektronischen Antriebs- Schlupfregelungen. Wir haben den Trend hin zur Joystick-Steuerung bei Kompaktladern mitgestaltet. Oder zuletzt die Herausforderungen seitens der Diesel- Abgas-Gesetz gebung: auch hier konnten wir mit pfiffigen Ideen helfen, wie zum Beispiel dem hydrostatischen Hochleistungsbremsen. Uns ist immer wieder etwas Neues eingefallen, um Probleme unserer Kunden zu lösen. Darüber hinaus gibt es natürlich in einem Konzern immer wieder Veränderungen und Visionen, die es gilt an die Realitäten am Markt und bei unseren Kunden anzunähern. Auch das ist immer wieder enorm spannend und fordernd für Führungsteams. Nein, langweilig wurde es mir bisher noch nicht. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen der Fluidtechnik hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit? Die ganze Welt spricht von elektrischen Antrieben und Vernetzung und man fragt sich: Wo bleibt die Hydraulik? In Zukunft werden Antriebstechniken zunehmend verschmelzen, um die jeweiligen Stärken bestmöglich zu nutzen. Es gilt somit, Faktoren wie Leistungsdichte und Kosteneffizienz der Hydraulik in der Kombination mit anderen Technologien weiterzudenken. Wie so etwas geht, haben wir eindrucksvoll bei hydro-mechanischen Antriebskonzepten gezeigt. Ähnliche Revolutionen stehen uns in Verbindung mit elektrischen Antrieben, Elektronifizierung, Hybridisierung und Vernetzung bevor. Hier bieten sich jede Menge Möglichkeiten, insbesondere mit dem Technologie-Wissen von Bosch im Rücken, nicht nur Hydraulik und Maschinen neu zu denken, sondern auch Prozesse völlig anders zu konzipieren. Die Herausforderung wird sein, das nötige technologie-übergreifende Wissen aufzubauen und junge Ingenieure und Software-Entwickler für diese neue Antriebstechnik zu gewinnen. www.boschrexroth.de O+P Fluidtechnik 4/2017 6/2017 9

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