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O+P Fluidtechnik 6/2021

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O+P Fluidtechnik 6/2021

FACHKRÄFTEMANGEL SERIE

FACHKRÄFTEMANGEL SERIE ZWISCHEN KI UND SCHRAUBGEWINDE Fluidtechnik fasziniert durch ihre Vielfalt. Riesige Zylinder setzen enorme Kräfte frei, filigrane Ventile regulieren kleinste Fluidströme. Wer sich mit Fluidtechnik befasst, denkt zugleich an undichte Verbindungen und modernste Steuerungstechniken. Diese Bandbreite kann die institutionalisierte Ausbildung bisher nicht abbilden. Branchenteilnehmer suchen und finden eigene Wege. MENSCHEN UND MÄRKTE Einen Fachkräftemangel bescheinigt man der deutschen Wirtschaft schon lange. Laut DIHK-Umfrage aus 2019 sehen 56 % der Unternehmen darin ein großes Geschäftsrisiko (2010 waren es nur 16 %). Demografischer Wandel und geringes Interesse vor allem der Frauen an den MINT-Fächern sind dafür häufig genannte Gründe. In der Fluidtechnik ist die Situation noch zugespitzt. Denn hier sind die Bezeichnungen Hydraulik-Fachkraft und Pneumatik-Fachkraft noch immer lediglich berufliche Weiterbildungen. Die Situation an den Hochschulen ist auch nicht bestens (siehe Artikel „Hochschulen auf dem Prüfstand“ in dieser Ausgabe). Viele Unternehmen warten nicht ab, sondern versuchen, die Lage zu ihren Gunsten zu verbessern. Innerbetriebliche Weiterbildungen, um die Qualifikation der vorhandenen Mitarbeiter zu vertiefen und zu erweitern, ist beinahe schon Standard. In einigen Fällen sind dabei spannende Nebeneffekte entstanden. So ist aus den zusammengetragenen Lehrinhalten des Unternehmens Hänchen ein Lehrbuch entstanden, veröffentlicht von Klaus G. Wagner. Das Unternehmen Festo ist inzwischen als Dienstleister für Weiterbildungen aktiv und bietet Schulungen auch für Externe an. Hansa Flex arbeitet eng mit der Internationalen Hydraulik Akademie (IHA) in Dresden zusammen. Diese bietet zahlreiche Schulungen und Lehrgänge an (siehe Kasten). Im süddeutschen Raum, der vom Fachkräftemangel besonders betroffen ist, hat sich bereits 2012 das Kompetenzzentrum Hydraulik Ulm gegründet. Das Kompetenzzentrum Hydraulik an der TH Ulm ist eine aus Industriemitteln finanzierte Plattform zur Ausbildung und Weiterentwicklung. Das Ziel ist die Innovationskraft der etwa 20 beteiligten Unternehmen durch eine fundierte Fachausbildung sowie über angewandte Forschung wirkungsvoll zu unterstützen. Auch den Weg, direkt mit Universitäten und Hochschulen zu kooperieren, gehen immer mehr Unternehmen (siehe Kasten). Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich die Ausbildung und Qualifikation in der Fluidtechnik in Zukunft weiterentwickeln wird. Unter dem Druck, neue Techniken und Systeme einzusetzen, dürfen wichtige Grundlagen der Fluidtechnik nicht aus dem Fokus geraten. Bilder: Hawe, IHA, adobe stock 12 O+P Fluidtechnik 2021/06 www.oup-fluidtechnik.de

AUSBILDUNG & QUALIFIZIERUNG HYDRAULIK: QUALIFIZIERUNGSLÜCKE GESCHLOSSEN Ein Berufsbild „Hydrauliker“, also die Beschreibung aller Tätigkeiten, die in der Ausbildung und bei der Ausübung eines spezifischen Berufs ausgeführt werden, gibt es nicht. Hydrauliker wird man durch Zusatzqualifikation oder wie seit eh und je durch „Learning by doing“. Das mag in der Vergangenheit ausreichend gewesen sein, zukunftsträchtig ist dieser Weg aber nicht, meint man bei der Internationalen Hydraulik-Akademie 01 Lehrsituation in der Weiterbildung an der IHA (IHA) in Dresden. Die bietet schon seit vielen Jahren ein umfassendes Weiterbildungsprogramm für operativ tätige Hydraulikmitarbeiter an. Wie bei der „Fachkraft Hydraulik“ ist auch bei der Ingenieurausbildung Hydraulik kein Abschlussfach. Dieses Manko schließt nun der Zertifikatslehrgang „Hydraulik- Fachingenieur“, den die Internationale Hydraulik Akademie, in Zusammenarbeit mit Advanced Training Technologies GmbH, entwickelt hat. Die Ausbildung ist eine Kombination von Lehrveranstaltungen, Praktika und Selbststudium, und ist in die 5 Module Grundlagen der Hydraulik, Stationärhydraulik, Mechatronik, Mobilhydraulik, und Funktionale Sicherheit / Maschinenrichtlinien aufgeteilt. „Deutschlands Fluidtechnik hat seine herausragende Weltmarktposition dem technologischen Vorsprung hierzulande zu verdanken. Damit das so bleibt, brauchen Unternehmen verstärkt Hydraulik-Ingenieure mit hoher Fachkompetenz“, so Ulrich Hielscher, Gesellschafter der Internationalen Hydraulik Akademie in Dresden. www.hydraulik-akademie.de HAWE UND TU MÜNCHEN KOOPERIEREN 02 Übergabe eines Prüfstands an die TU München Das Gebiet der Automatisierungstechnik fasst verschiedene Technologien unter einem Fachbegriff zusammen, eine davon ist die Hydraulik. Den Studierenden des Maschinenwesens, der Elektrotechnik und der Informatik an der Technischen Universität München (TUM) sollte diese etablierte und sich wandelnde Technologie in Theorie und Übung möglichst praxisnah vermittelt werden. In Kooperation mit dem Hydraulikspezialisten Hawe Hydraulik entstand eine neuerarbeitete Lehrveranstaltung zu den Grundlagen der Hydraulik, der Lageregelung von Hydraulikzylindern und der dazu notwendigen Steuerungstechnik. Für praktische Übungen wurde ein darauf abgestimmter Prüfstand von Hawe gebaut und dem Lehrstuhl Ende 2020 zur Verfügung gestellt. Solange aufgrund der Corona-Pandemie keine Präsenzveranstaltungen stattfinden können, wird im Online Praktikum eine Simulation verwendet. Wenn dann der Prüfstand live genutzt werden kann, werden hiermit durch die Studierenden Zylinderbewegungen selbst praktisch gesteuert und programmiert sowie Störungen simuliert und Fehleranalysen durchgeführt. Somit kann das theoretisch erlernte Hydraulikwissen direkt in der Praxis umgesetzt werden. www.hawe.com www.oup-fluidtechnik.de O+P Fluidtechnik 2021/06 13

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