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O+P Fluidtechnik 6/2022

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O+P Fluidtechnik 6/2022

FLUIDIK VON MORGEN? WIR

FLUIDIK VON MORGEN? WIR SCHAUEN GELASSEN IN DIE ZUKUNFT Jürgen Prochno ist seit fast 30 Jahren Teil der Lee Hydraulische Miniaturkomponenten GmbH mit Sitz in Sulzbach/Taunus, seit 17 Jahren ist er Geschäftsführer des Herstellers von Ventilen, Stopfen und Blenden. In dieser Zeit hat er viele Trends und Innovationszyklen miterlebt. O+P Fluidtechnik sprach mit ihm über die bedeutsamsten Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit. Herr Prochno, Sie saßen vor einigen Jahren bereits auf dieser Couch. Seitdem hat sich die Fluidtechnik weiterentwickelt. Was ist in Ihren Augen die bedeutsamste Veränderung der letzten Jahre? Ja in der Tat. Seitdem ich vor über fünf Jahren das letzte Mal auf dieser Couch saß, hat sich einiges bewegt in unserer Fluidwelt. Hierzu haben globale Aspekte beigetragen, vom Kampf gegen den Klimawandel über die Fragilität von Lieferketten bis hin zur den Folgen der Pandemie oder des Krieges in der Ukraine. Technologisch ist für uns als Hersteller von mikrofluidischen Teilen, die auch in Kfz und Nfz eingesetzt werden, die Elektrifizierung der Fahrzeuge die bedeutsamste Veränderung. Ob dies der richtige Weg ist, wird die Zukunft zeigen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir mehr für Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit zum Erhalt unseres Planeten tun müssen, aber über den richtigen Weg dahin lässt sich sicher diskutieren. Was bedeutet die zunehmende E-Mobilität für die Fluidbranche und speziell für Lee? MENSCHEN UND MÄRKTE Anfangs konnten wir die Elektrifizierung nicht wirklich in Einklang mit unserer Branche bringen. Aber: Auch E-Fahrzeuge haben große Anforderungen an Sicherheit und Komfort, die nicht ausschließlich elektrisch gelöst werden können. Reichweite ist in einem E-Fahrzeug das schlagende Argument und alle elektrischen Nebenverbraucher gehen zu Lasten der Reichweite und sind hinsichtlich der Leistungsdichte gegenüber fluidischen Antrieben nach wie vor nachteilig. Denn zusätzliches Gewicht bedeutet weniger Reichweite. Daher benötigt man auch in E- Fahrzeugen fluidische Nebenaggregate. Hier trumpfen wir mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Herstellung qualitativ exzellenter Ventile und weiterer Fluidkomponenten in Kleinst- und Leichtbauweise. Sie sprechen hier über die Automobilindustrie, wie steht es denn um die elektrische Zukunft der Luftfahrt, der Haus- und Hofbranche von Lee? In der kommerziellen Luftfahrt wird über die Möglichkeiten der Elektrifizierung nicht nur gesprochen, sondern bereits entsprechende Lösungen entwickelt. Ein rein elektrisches Passagierflugzeug wird es aus technischen Gründen in absehbarer Zeit aber nicht geben. Die Gewichte von Batterien oder die räumlichen Anforderungen von wasserstoffangetriebenen Brennstoffzellen sprechen nach wie vor gegen eine Abkehr vom kerosin-betriebenen Flugzeug. Unabhängig von der Luftfahrt erfährt Wasserstoff aktuell einen großen Hype, der fast größer ist als der hin zur Elektrifizierung beziehungsweise Elektromobilität. Das sehe ich allerdings insbesondere unter den aktuellen Vorzeichen kritisch. 10 O+P Fluidtechnik 2022/06 www.oup-fluidtechnik.de

Jürgen Prochno Was denken Sie über den Weg zur Elektromobilität? Elektrofahrzeuge sind nur „grün“, wenn auch der verwendete Strom aus nachhaltigen Energiequellen stammt. Ob es nun nachhaltiger ist, diesen Strom für die industrielle Herstellung von Wasserstoff zum Antrieb der Mobilitätslösungen von morgen zu verwenden, bezweifle ich. Wenn wir genug Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung haben, sind diese Lösungen natürlich eine tolle Sache. Momentan fehlt mir die Vorstellungskraft, wo all dieser „grüne“ Strom herkommen soll. Und ob wir diesen, angesichts der Krisen auf der Welt, nicht anders verwenden sollten. Daher glaube ich, dass der von der Politik vorgegebene Weg zur E-Mobilität, dem die Automobilhersteller willig folgen, nicht die beste Lösung ist. Eine parallele Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren hinsichtlich Effizienz und Emissionseinsparung wäre meiner Meinung nach sinnvoller gewesen und hätte mehr Zeit für den Aufbau der notwendigen nachhaltigen Infrastruktur gewonnen. Noch mal kurz zurück zum Wasserstoff: Für uns als Anbieter von hochdrucktauglichen Edelstahlprodukten ist dies ein bekannter Markt und wir freuen uns darauf, an dieser Stelle weitere Lösungen für die künftigen Herausforderungen der Industrie und Gesellschaft zu entwickeln. Stichwort Zukunft: Welche Trends hat Lee über die Elektromobilität und das Thema Wasserstoff hinaus identifiziert? Der Trend zur Miniaturisierung ist ungebrochen. Das hat mit Gewichtseinsparung zu tun, aber auch mit dem Willen zur Ressourcenschonung. Wir haben es ja nicht nur mit der Standardhydraulik – mobil oder stationär - oder mit der Automobil- oder Luftfahrtindustrie zu tun, wo Gewichtseinsparung oft die Basis für Innovation ist. Auch in Medizintechnik und Pharmazie setzt man auf Verkleinerung der Geräte und Anlagen zur Schonung teurer oder seltener Analyse- bzw. Entwicklungsmedien. Auch die Raumfahrt ist nach wie vor ein spannendes Geschäftsfeld. Es war lange ruhig um die Raumfahrt in Deutschland. Es gibt nun viele kleinere Unternehmen, die mit Unterstützung etablierter Raumfahrtfirmen die Rückkehr zu eigenem Knowhow in der Raketen- und Sattelitentechnik anstreben. Und für beide Felder haben wir erprobte Lösungen und Produkte, die helfen können, Satelliten auf Kurs zu halten oder Raketen zu starten oder auch wieder sicher zur Erde zurückkehren zu lassen. Unser Motto „Klein aber oho“ ist ungebrochen und erfreut sich gerade in letzter Zeit einem neuen Boom, auch über die Luftfahrt hinaus. Qualität, Zuverlässigkeit und Kundenzentrierung sind Werte, die wir seit jeher leben, und die unsere Kunden zu schätzen wissen. Daran wird sich auch morgen oder übermorgen nichts ändern und somit können wir gelassen in die Zukunft blicken. www.lee.de www.oup-fluidtechnik.de O+P Fluidtechnik 2022/06 11

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